20.12.2012 Heike & Martin Kilian

Als der Weihnachtsmann Weihnachten verschlief
Es kam die Zeit, da fühlte sich der Weihnachtsmann alt und müde und zum Arbeiten hatte er keine Lust. Am liebsten saß er am Ofen und träumte.
"Auch ein Weihnachtsmann wird einmal alt", erklärte er seinen Gehilfen. "Ich sollte mich zur Ruhe setzen."
Seine Gehilfen waren anderer Meinung.
"Haha", lachte Paketengel Friedrich. "Du wirst nie alt.“
„Was wird aus den Kindern ohne uns?“, rief Bäckerengel Hannes entsetzt.
Und Wunschzettelengel Heinrich meinte: "Du bist nur faul, Alter."
"Nicht faul. Müde “, antwortete der Weihnachtsmann. "Aber ihr habt Recht: Weihnachten naht. An die Arbeit!"
Und während seine Gehilfen ihre Vorbereitungen trafen, schloss der Weihnachtsmann wieder die Augen.
Ich habe wirklich keine Lust mehr, jedes Jahr von Haus zu Haus zu laufen, dachte er. Die Wünsche der Kinder werden immer größer, ich muss immer mehr schleppen. Wenn ich an die vielen Wunschzettel denke, die sich bei Wunschzettelengel Heinrich stapeln, fühle ich mich ganz krank.
Er stöhnte, lehnte sich im Sessel zurück und schlief ein. Tief und fest verschlief er die Tage vor Weihnachten. Er hörte nicht seine Gehilfen nach ihm rufen. Er merkte nicht, wie sie versuchten ihn zu wecken, wie sie ihn rüttelten und schüttelten. Er schlief und schnarchte und träumte.
Seine Gehilfen waren sehr erregt.
"Was sollen wir tun?“, jammerte Paketengel Friedrich. "Morgen ist Weihnachtsabend."
"Er muss sich auf den Weg machen", klagte Bäckerengel Hannes. "Sonst bekommen die Kinder keine Plätzchen und Lebkuchen und Schokoladeweihnachtsmänner."
"Was wird aus den vielen Päckchen, die ich für die Kinder gepackt habe?“, heulte Wunschzettelengel Heinrich.
Er zerrte an den Armen des Weihnachtsmannes. "Steh auf, Weihnachtsmann!"
Doch der Weihnachtsmann knurrte nur ein bisschen und schnarchte weiter. Seine Gehilfen jammerten und heulten und klagten, doch da war keiner, der ihnen zuhörte. Und so kam es, dass der Weihnachtsmann in jenem Jahr Heiligabend verschlief.
Trotzdem hatten die Kinder ein wunderschönes Weihnachtsfest. Als ihre Eltern nämlich gemerkt hatten, dass der Weihnachtsmann nicht kommen würde, kramten sie rasch ihre alten Spielsachen vom Dachboden hervor, stellten Äpfel, Nüsse, Naschereien und Kuchen auf den Tisch und suchten nach spannenden Spielen, die sie mit ihren Kindern an den Weihnachtstagen spielten.
Und die Kinder freuten sich riesig über dieses ungewohnte Weihnachtsfest. Niemand war enttäuscht oder traurig. Es gab keinen Streit beim Auspacken, keinen Neid und auch keinen verdorbenen Magen. Dafür gab es umso mehr Zeit, um gemeinsam zu spielen, singen, erzählen und zu lachen.
"Seht ihr", rief der Weihnachtsmann, als er in der Silvesternacht erwachte, "es geht auch ohne mich. Und wie gut es geht!"
Ja, und seither besorgen die Eltern die Sache mit den Wünschen und Geschenken. Sie machen es genau so gut wie der Weihnachtsmann. Oder fast so gut. Da passt der Weihnachtsmann genau auf. Und manchmal, wenn er doch einmal Lust hat, Weihnachtsmann zu sein, geht er zu den Kindern. Nachts, wenn sie schlafen. Und er schenkt ihnen wunderschöne Träume. Vom Weihnachtsmann und vom Christkind.
© Elke Bräunling
