Heiligabend im Kreise der Lieben
Am Morgen des Heiligen Abends teilt das Pubertier Ella beim Frühstück mit, dass es noch einmal grundsätzlich über Sinn und Nutzen des Weihnachtsfestes diskutieren wolle. Dabei kaut sie genüsslich auf einem von ihrer Oma in fronvoller Rackerei zu bereiteten Vanillekipferln herum. Sie verkündet, dass die ganze Plackerei sinnlos sei, solange es noch ein Kind auf Erden gebe, dass keine Vanillekipferl bekäme. Dem Einwand des Vaters, dass der Oma das Backen von mehreren Milliarden Kipferl nicht zuzumuten sei, begegnete das Pubertier mit Abscheu und der Aussage, dass der Vater ein zynischer Apparatschik der Konsumgesellschaft sei.
Das Pubertier kündigt an, Weihnachten mit all seinen traditionellen Blödsinnigkeiten zu ächten. Ella fordert ihren jüngeren Bruder auf, diese Maßnahme zu unterstützen, worauf Nick ihr einen Vogel zeigt und erklärt, er stünde voll zu Weihnachten und erwarte gegen 17.30 Uhr die Bescherung. Er werde dabei auch sämtliche seiner Schwester zugedachten Geschenke dankend entgegen nehmen und alles, was ihm davon nicht gefiele, noch am selben Abend bei Ebay versteigern, um seinen Weihnachtsertrag ins Unermessliche zu peitschen.
Der Vater und sein Sohn schmücken dann den Baum, welcher nach eingehender Diskussion die Farben rot und silber erhält. Ella beteiligt sich weiter nicht, kritisiert aber die Farbwahl als spießig und ihren Bruder als willfährigen Helfer des Kitschverantwortlichen. Schließlich bringt sie doch Kerzen an. Sie besteht jedoch darauf, dass sie sich auf diese Weise keineswegs an peinlichen Ritualen beteilige, sondern nur das Schlimmste verhindern wolle. Ebenfalls völlig unritualisiert erfolgt anschließend die Zusammenstellung eines objektiv betrachtet ansehnlichen Plätzchentellers, mit dem das Pubertier in sein Zimmer abrauscht, wo es nicht gestört werden möchte.
Stunden später taucht Ella wieder auf, weil ihr langweilig sei. Sie fragt aus rein organisatorischen Gründen, für wann denn die Sache mit der Bescherung geplant sei und kündigt an, dieser bei wohnen zu wollen. Dies habe nichts mit falscher Romantik zu tun, sondern nur damit, dass komischerweise keiner ihrer Freunde am späteren Nachmittag Zeit habe. Zum vereinbarten Zeitpunkt erscheint sie entgegen einer früheren Verlautbarung nicht in Pyjama und Bademantel, sondern doch recht nett zurecht gemacht. Fast könnte man meinen, sich habe sich für die Feierlichkeiten fein angezogen, aber sie erklärt, sie habe lediglich überprüfen wollen, ob ihr der Rock und die Bluse noch passten.
Das Aufsagen von Gedichten lehnt Ella ab, lässt sich aber dazu erweichen, etwas auf dem Klavier vorzuspielen. Sie weist in diesem Zusammenhang daraufhin, dass ihr ohnehin nach Klavierspielen zumute gewesen sei. Es ist völliger Zufall, dass sie ausgerechnet “White Christmas“ und „Stille Nacht“ zum Besten gebe. Schließlich sitzt sie bei der Bescherung auf der Couch und verfolgt mit verschränkten Armen die Übergabe von Geschenken. Sie verweigert zunächst die Annahme mehrerer Päckchen, kommentiert jedoch die gegenseitigen Gaben der anderen Familienmitglieder zunehmend wohlwollend.
Schließlich erklärt sie, der Abend entwickele sich angenehmer als erwartet und dass auch sie Geschenke für die Anderen habe. Diese habe sie bereits vor längerem besorgt und es helfe ja niemandem, wenn sie diese Geschenke jetzt nicht verteile. Nachdem sich alle darüber sehr freuen, beendet das Pubertier seinen Boykott und nimmt mit Begeisterung Geschenke entgegen.
Das Fazit der Geschichte:
Das Pubertier an sich ist sehr willensstark, aber gleichzeitig ungefähr so korrupt wie ein tropischer Diktator!
Wir wünschen allen eine entspannte Weihnachtszeit und hoffen das wir euch oft bei den Fenstern treffen!!