Es war einmal ein Zwillingsmädchen, die sahen vollkommen gleich aus. In ihrer Art aber waren sie völlig unterschiedlich. Die eine mochte den Winter, die andere den Sommer. Die eine rechnete gerne, die andere schrieb am liebsten Aufsätze. Der auffälligste Unterschied zwischen den beiden war jedoch, dass die eine zu jeder Stunde optimistisch und zuversichtlich war, die andere stets pessimistisch und schlecht gelaunt.
Kurz vor Weihnachten berieten sich die Eltern über die Geschenke. „Wäre es denn nicht schön, wenn jedes unserer Mädchen sein Leben einmal durch die Augen seiner Schwester sehen würde?“, fragte die Mutter. „Vielleicht schaffen wir das durch einen einfachen Trick.“ Und so bescherten sie am Heiligabend der Pessimistin die schönsten Geschenke: das neueste Smartphone, eine goldene Kette und ein modernes Fahrrad. Der Optimistin aber legten sie lediglich einen stinkenden Haufen Pferdeäpfel unter den Baum. Gespannt warteten die Eltern, wie ihre Töchter reagieren würden.
Als nun die Pessimistin ihre wertvollen Geschenke sah, begann sie laut zu klagen. „Aber wie kannst du denn vor solch wundervollen Geschenken sitzen und traurig sein?“ fragte ihre Mutter. „Ach, Mama! Das Smartphone wird bald veraltet sein, um die Kette werden meine Freundinnen mich nur beneiden und so ein teures Fahrrad wird mir sicher sehr bald gestohlen!“ Die Optimistin hüpfte unterdessen jubelnd um die Pferdeäpfel herum. „Wie kannst du dich denn über so ein ekliges Geschenk derart freuen?“ fragte der Vater. „Ganz einfach“, antwortete seine Tochter. „Irgendwo hier im Haus muss ein Pony sein!“
Frei erzählt nach Joel Ben Izzy
